Nie vergessen

Gedanken nicht 

verblassen,

Nie vergessen 

die uns haben verlassen.

Verloren ihr Leben.

Des Lebens Glück 

war ihr nicht gegeben

Vergesst nie der Toten Mahnung 

Sagt später nicht 

Ihr hattet keine Ahnung 

Die Sonne strahlt 

zeigt uns ihre Lebenskraft 

Niemandem sonst

gebührt über uns 

die Macht.

     jbw 18.11.18

Sehnsucht nach Stille

Ich kann ihn nicht mehr ertragen

Den Lärm der Straße

Das Gebrüll in den Medien

Das Heulen der Laubbläser

Das Knattern der Rasenmäher

Das Heulen von Sirenen

Den Lärm unserer Zeit

Erst wenn die Stille um uns ist

Dann hören wir die Stille in uns

Dann können wir unsere Fragen beantworten

Dann hören wir wie die Blätter fallen

Wir hören die Schwingen der Vögel

Das Summen der Insekten

Das Rascheln von trockenen Laub

Betrachtungen

Jedes Jahr, wenn das Jahresende naht und der Herbst den Rhythmus des Tages bestimmt, wird das Laub der Bäume zusammengekehrt. Sie kommen auf einen großen Haufen um wieder Platz zu schaffen. Viele Blätter unterschiedlicher Art, Größe und Farben, kommen zusammen. Wenn man genau hinsieht, gibt es einige Blätter die sich doch von all den anderen unterscheiden. Fast gehen sie unter, wenn man sie nicht aus dem großen Haufen herausnimmt und sie genauer betrachtet. Die besonderen, die auffälligen Blätter sortiere ich heraus und lege sie vor mir auf den Gartentisch.
Sie alle symbolisieren das vergehende Jahr mit all den verschiedenen Ereignissen.


Viele der Blätter sind farbenfroh, so wie die schönen Tage die wir erlebt haben, die Ereignisse die uns im Nachhinein ein Lächeln herbeizaubern. Tage an die wir
uns nur zu gerne erinnern.
Aber es sind auch sehr viele kleine Blätter dabei, sie fallen nicht auf, gehen in der Menge der Vielzahl der Blätter unter. Sie deuten auf die Tage hin, die so an uns vorbeiziehen, Tage an denen der Alltag die Oberhand hat, Tage die uns nicht mehr in Erinnerung sind, Tage die verblasst sind.
Einige Blätter habe Risse. Kurze oder auch lange Risse. Es sind die Tage an denen wir uns innerlich zerrissen fühlten, an denen
uns Kummer und Sorgen begleitet haben.
Die wenigen schwarzen Blätter erinnern uns an die Menschen, die in diesem Jahr von uns gegangen sind.
Und so wie die alten Blätter das vergehende Jahr beschreiben, so symbolisieren die neuen Blätter des Baumes das Neue, das Kommende in unserem Leben. Ein neues Jahr das vor uns liegt. Mit 365 neuen Möglichkeiten.

Margret

Der Tod kommt langsam, doch er ist nicht schwarz gekleidet, er trägt ein helles Kleid, ein blütenweißes Kleid. Auch legt er nicht seine kalte Hand um dein Herz bis es nicht mehr schlägt sondern der Tod steht neben dir und wartet darauf, dass du mit ihm gehst. Er nimmt dich mit auf eine Reise die du nicht kennst, aber du weißt, dass diese Reise ohne Schmerz und ohne Trauer und ohne irgendwelchen Kummer sein wird.

So lässt du uns hier zurück auf dieser Welt, du bist jetzt auf deiner Reise die niemals enden wird. Noch beherrscht die Trauer um dein Fortgehen unser Denken.Doch schon bald werden wir uns an all die Zeit erinnern die wir zusammen verbracht haben. An deinen wunderbaren Humor, daran wie du platt deutsch und Hochdeutsch miteinander so herrlich in Verbindung gebracht hast. An so viele Geschichten. Wir werden immer an dich denken.

Auf all meinen Wegen

Auf all meinen Wegen,

Hat Musik mir Halt gegeben.

Konnt’ manch Tag ich nicht ertragen,

Hat sicher sie mich getragen.

Konnt’ der Menschen Worte ich nicht mehr hören,

So ließ ich mich von ihren Tönen so betören.

Konnt’ den Weg ich nicht finden,

Ließest du, meine Musik, mich nicht erblinden.

Die Musik kennt keinen falschen Ton,

Vieler Menschen Worte schon.

Doch die schönste Musik

Das ist:

Deine Worte warmer Ton,

Denn sie wissen schon,

Wie sie mein Herz erreichen,

Kein Tag soll je ohne sie verstreichen.

Sprich zu mir,

jeden Tag,

Das ist es,

was ich so mag.

Nada

Das nichtgesprochene Wort

Der abgewandte Blick

Die leeren Gedanken

Der starre Blick

Der unbenutzte Pinsel

Die karge Leinwand

Das unbenutzte Instrument

Die nichtgespielte Note

Das unbeschriebene Blatt

Der weggelegte Bleistift

Die nicht geschriebenen Geschichten

Die nicht nichtgedichteten Gedichte

Der nichtgeborene Mensch

Der nichtgestorbene Mensch

Was bleibt ist

Die Welt….

Wir entscheiden….

ob all das wird erfüllt

Nichts ist im Nichts

Nichts bleibt für immer Nichts

Nada

Nada pues nada…

Der Geburtstag

Heute Morgen am Friedhof kam mir ein alter Mann auf einem Fahrrad entgegen.

Er trug einen in Zeitungspapier gewickelten Blumenstrauß bei sich. Der alte Mann öffnete das Tor zum Friedhof, schob das Fahrrad hindurch. In meinen Gedanken stelle mir vor, dass seine verstorbene Frau heute Geburtstag hat und er ihr die Blumen an das Grab bringt. Er wird dann wieder nach Hause fahren, das gerahmte Bild seiner Frau auf den Küchentisch stellen. An der Stelle, an der sie immer gesessen hat. Dann schneidet er ein Stück Zitronenkuchen auf und legt auch ihr ein Stück auf den Teller. Er holt die Porzellankanne aus dem Schrank und füllt den frischen Kaffee in die Kanne. Er gießt sich und seiner Frau Kaffee ein. Dann setzt er sich auf den Stuhl. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, sagt er mit leiser Stimme. Eine Träne topft dabei in seinen Kaffee.

Jann-B. Webermann 26. November 2017

Das Meer

Was sind deine Gedanken wenn du an das Meer denkst?

Ich möchte dir erzählen woran ich denke:

Es ist früh am Morgen. 

Bevor ich es sehe, schmecke und rieche ich die salzige Luft die vom Meer ins Innere des Landes weht, erst viel später höre ich das Meer und denke, es ruft nach mir. Dann, wenn ich durch die hohen und langen Dünen gehe, erst dann können meine Augen das Meer sehen. 

Die Zeit des Sonnenaufgangs.

Da liegt es vor mir, das Element ohne das ich nicht existieren kann. 

Die Wellen sind an diesem Oktober Morgen besonders hoch. Ein starker Wind treibt sie an den Strand wo sie sich ganz weit auslaufen. Der Meeresschaum legt sich wie Schnee an den Strand. Hin und wieder stieben sie in der Dunkelheit einzeln weiter zu den Dünen als ob sie Schneeflocken wären. 

Ich beuge mich nach unten und nehme eine Handvoll Schaum. Ich reibe mein Gesicht und meinen Hals damit ein. Ich spüre sofort das Salzige auf der Haut. 

Bin ich jetzt eins mit dem Meer? Ein Teil von ihm? 

Die Sonne ist aufgegangen und ich gehe vom Strand zurück zu den Dünen. Ich schaue mich nicht um, denn ich verabschiede mich nicht vom Meer. Das Meer ist in mir.

Jetzt, am Ende der Dünen ist es ganz hell geworden, der Wind dort ruhiger. 

Ich höre sie noch, die Wellen. Bald, bald bin ich wieder da.

Jann-B. Webermann 30. September 2017